gruenderzeitDie in der südlichen Vorstadt von Koblenz gelegene St. Josefskirche mit ihrem gewaltigen Turm von 93 m Höhe ist wohl eines der dominierensten und beeindruckensten Bauwerke der Stadt.

In den wenigen Jahren von 1871 bis 1895 war die über-wiegend katholische Bevölkerung von Koblenz auf fast 40.000 Bürger angewachsen, hatte aber nur zwei Pfarreien: Liebfrauen und St. Kastor.

Als sich die kommende Ausweitung der Stadt nach Süden abzeichnete, gründete man 1887 den „Koblenzer Kirchen- bauverein“, der es ermöglichte, die Josefskirche nach den Plänen von Professor Kleesattel in der Zeit von 1894 bis 1897 zu verbauen.

Am 6. Mai 1895 wurde dann der Grundstein für die St. Josefs-Kirche und damit auch für unsere Gemeinde gelegt.

Grundstein1

Bei der Generalsanierung des Kirchturms 2009 entdeckte man in der Kugel des Turmkreuzes eine Dokumentenrolle mit einer Urkunde in lateinischer Sprache, unterzeichnet vom Bauherrn, dem damaligen Pastor Josef Dickopf, und dem Bauleiter Carl Rudolph sowie eine Urkunde vom 9. Oktober 1897 mit den Namen der Zimmerleute, die das Kreuz aufgerichtet hatten, einige Münzen der damaligen Währung und eine Ausgabe der „Coblenzer Volkszeitung“ vom 8. Oktober 1897. Anders als bei „normalen“ öffentlichen Bauwerken, wo die Dokumentenrolle im Grundstein eingelassen wird, ist es bei Kirchen üblich, eine solche Rolle im Turmkreuz zu „deponieren“.

Im Jahre 1897 war das Gotteshaus vollendet und wurde am 20. Oktober seiner Bestimmung übergeben.

Am 16. Mai 1898 erfolgte die feierliche Konsekration durch den Trierer Bischof Dr. Felix Korum. Nach und nach wuchs, parallel zur Ausdehnung der Stadt gegen Süden, eine große Gemeinde heran.

Am 19. Juli 1944 begannen in der südlichen Vorstadt, wie dieser Stadtteil inzwischen genannt wurde, schwere Bombenangriffe. Die Kirche wurde so schwer getroffen, dass ein Gottesdienst nicht mehr möglich war. Im Antoniuskloster (*) und im Jugendheim, im Sommer auch im Klostergarten, wurde Eucharistie gefeiert. Unvergessliche Stunden für alle, die diese Notzeit miterlebten. Ein Freuendtag war deshalb der 24. Oktober 1948, als der damalige Trierer Generalvikar von Meurers nach dem Wiederaufbau zum ersten Mal seit 1944 in St. Josef wieder die Heilige Messe zelebrierte.

War die St. Josef-Kirche mit ihrem 93 m hohen Turm schon immer eine anerkannte städtebauliche Größe, so sagt man heute, sie sei nach ihrer gründlichen Renovierung (1979 bis 1982) ein wahres Schmuckstück geworden und zähle zu den schönsten Kirchen des Bistums: ein helles, freundliches Gotteshaus, dessen Mittelpunkt der Altar ist, um den sich die Gemeinde versammelt.

(*) Anmerkung: das Antoniuskloster war eine Außenstelle der Hl. Geist-Schwestern vom Marienhof, die in der heutigen Küsterwohnung gewohnt haben und in der Kapelle ihre Gottesdienste gefeiert haben. Der heutige Konferenzraum war die Sakristei.
Im Antoniuskloster – in der Vorstadt stets „Klösterchen“ genannt -, spielte sich eine Menge Leben ab. Neben dem Kindergarten, der von den Hl.-Geist-Schwestern geleitet wurde, hatte (ebenfalls eine Hl.-Geist-Schwester) dort eine „Gemeindeschwester“ ihren Sitz. Sie leistete dort und auch ambulant wertvolle Sozialarbeit. Weiterhin war eine Schwester für die ambulante Krankenpflege zuständig; zunächst zu Fuß, später per Fahrrad und noch später per Auto half sie vielen Schwerkranken im häuslichen Bereich. Die Schwestern leiteten auch eine Nähschule; untergebracht im heutigen Mariensaal. Dort lernten Mädchen und Frauen das Nähen. Ebenso arbeitete in der Nähschule auch der so genannte Paramentenverein, der sich um die Reparatur und die Herstellung von liturgischen Gewändern kümmerte. Sie sehen, das „Klösterchen“ war eine wertvolle Einrichtung in der Vorstadt. Die Schwestern (in guten Zeiten 12-14 Frauen) hatten das Haus vom Keller (Waschküche) bis zum 2. Stock (Klausur) besetzt. Für die Messdiener war es immer etwas Besonderes, im „Klösterchen“ in der Kapelle die Messe zu dienen. Schließlich durften außer dem Priester und ihnen niemand am Gottesdienst der Schwestern teilnehmen. Die Kapelle war ihr spiritueller Rückzugsraum.
Es sollte noch erwähnt werden, dass dort, wo heute der „neue“ Kindergarten steht und im heutigen Außengelände der Spielhof des Kindergartens und ein großer Nutzgarten der Schwestern war, der ihnen zur Eigenversorgung diente.

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